Grußwort von Frau Staatssekretärin Friederike Witte aus dem Niedersächsischen Umweltministerium

in Vertretung des Herrn Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Niedersächsischen Staatskanzlei Wolfgang Senff bei der Gründungsveranstaltung der EL PUENTE Stiftung

Der Niedersächsische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Staatskanzlei, Herr Minister Wolfgang Senff, kann wegen eines anderen Termins leider nicht selbst zu Ihnen sprechen. Er lässt Ihnen ebenso wie Herr Ministerpräsident Gabriel und Herr Minister Jüttner  durch mich seine herzlichen Grüße übermitteln. Beide wünschen der EL PUENTE Stiftung und der Kampagne zum Fairen Handel den besten denkbaren Erfolg.

Die Schirmherrschaft der Landesregierung über die niedersächsische Kampagne zum Fairen Handel und über die heutige Stiftungsgründung soll der bundesweiten Aktionskampagne zum Fairen Handel auch in Niedersachsen zu stärkerer landesweiter Resonanz verhelfen. Die Kampagne wird auch vom Runden Tisch zur Umsetzung der AGENDA 21 in Niedersachsen mit getragen, der vom niedersächsischen Umweltminister einberufen wird.

Die Anschläge auf das Welthandelszentrum in New York haben uns auf grausame Weise deutlich gemacht, wie sehr das friedliche Zusammenleben der Völker gefährdet ist. Wir alle wissen, dass eine weltweit nachhaltige, wirtschaftlich, sozial und ökologisch verträgliche Entwicklung nur möglich sein wird, wenn wir nicht nur unseren eigenen Lebensstil sondern auch die internationalen Handelsstrukturen ändern. Dies ist eine zentrale Botschaft der AGENDA 21 der Weltkonferenz zu Umwelt und Entwicklung von 1992 und auch der Kampagne zum Fairen Handel. Die Kampagne setzt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an, um sie über die Produktionsbedingungen in den Ländern des Südens zu informieren und durch geringe Preisaufschläge zu einem gerechteren Einkommen für die Produzenten beizutragen. Dieser Ansatz an der Basis, bei den Bürgerinnen und Bürgern und bei dem Nutzen und dem Genuss, den ihnen die fair gehandelten Produkte bieten, ist trockener Belehrung über das Elend der Dritten Welt sicherlich weit überlegen.

Die Auftaktveranstaltung der Kampagne des niedersächsischen Dachverbandes VEN im Regenwaldhaus Hannover am 6. September hat bereits das große Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger gezeigt.

Auch die bei dieser Gelegenheit vom Geschäftsführer von EL PUENTE, Herrn Bockemühl, propagierte Idee, einen mit dem Namen des Landes Niedersachsen und interessierter Städte versehenen Kaffee im Rahmen der Kampagne und hoffentlich darüber hinaus zu vermarkten, hat dort und in der Presse gute Resonanz gefunden.

Dadurch wächst die Hoffnung, neue Schichten von Verbraucherinnen und Verbrauchern für die Idee des fairen Handels ansprechen zu können.

Der gemeinnützige Verein EL PUENTE, auf deutsch “Die Brücke“, arbeitet schon seit den 70er Jahren in Hildesheim überwiegend ehrenamtlich am Wandel durch fairen Handel. Dabei wurden zunächst Kunsthandwerk Produkte und Gebrauchsgüter aus Lateinamerika importiert und später zusätzlich Lebensmittel. Zudem wurden die Bezugsquellen auch auf Afrika und Asien ausgeweitet. Beim Vertrieb dieser Waren in Weltläden und bei Veranstaltungen war die gleichzeitige Information über die Lebensbedingungen der Produzentinnen und Produzenten in den Ländern des Südens immer ein zentrales Anliegen. Diese entwicklungspolitische Informations- und Öffentlichkeitsarbeit soll durch die Gründung der EL PUENTE Stiftung langfristig auch finanziell abgesichert werden.

Dazu sind Stiftungen gut geeignet.

Ein Beispiel ist die niedersächsische Lottostiftung, die den Spieltrieb vieler Menschen entwicklungspolitisch sinnvoll nutzt. Durch die Einrichtung der BINGO-Lotterie für Umwelt und Entwicklung hat sie dafür gesorgt, dass die NRO, die früher hauptsächlich Zuwendungen der Landesregierung für Entwicklungsprojekte im In- und Ausland erhalten hatten, Kürzungen abfedern konnten. Insgesamt werden zwar nur 20 % der BINGO-Mittel für Entwicklungsprojekte im In- und Ausland und 80 % für Umweltmaßnahmen eingesetzt. Doch sowohl der Umfang der Förderung als auch der Anteil von Enwicklungsprojekten sind seit Gründung der BINGO-Lotterie angestiegen. Im vergangenen Jahr umfasste die Förderung von Entwicklungsprojekten über 1.000.000 DM.

Die NRO stehen weiterhin vor der dringenden Notwendigkeit, die materielle Basis ihrer Arbeit und vor allem ihrer MitarbeiterInnen abzusichern. Die ehrenamtliche Arbeit vieler entwicklungspolitisch engagierter Bürgerinnen und Bürger bedarf der professionellen Unterstützung durch hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereine und Eine-Welt-Läden. Die Gründung einer Stiftung zur langfristigen Absicherung regelmäßiger Einkünfte durch die Zinserträge des Stiftungskapitals ist eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung dieser Arbeit, die nun vom Verein EL PUENTE genutzt wird. Dies wird seitens der Landesregierung begrüßt.

Die Zusammenarbeit der Landesregierung mit den entwicklungspolitischen Initiativen in Niedersachsen, die sich im VEN zusammengeschlossen haben und zu denen auch der Verein EL PUENTE zählt, besteht bereits seit 10 Jahren. Der VEN war das erste staatlich gewollte Landesnetzwerk entwicklungspolitischer NRO auf Landesebene und aus heutiger Sicht eine gute Investition in die Zukunft. Er beschäftigt inzwischen in Niedersachsen Eine-Welt-Promotorinnen und –Promotoren zur dezentralen Gruppenberatung in fünf niedersächsischen Regionen, wie Sie auch der gelungenen Broschüre zur Kampagne mit dem Titel „fairstärkung für Niedersachsen“ entnehmen können. Sowohl diese Gruppenberatung im Bereich der lokalen Umsetzung der AGENDA 21, der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und der Zusammenarbeit mit Partnern in Entwicklungsländern als auch die derzeitige Kampagne zum Fairen Handel einschließlich ihrer Koordinatorin werden auf der Grundlage der Landesförderung des VEN aus EU-Mitteln gefördert.

Dazu kommt ein neues Förderprogramm „LOKALE AGENDA 21“ des Niedersächsischen Umweltministeriums – nachdem die Europäische Kommission insgesamt zehn Millionen Mark bis 2006 für entsprechende Projekte in Gebieten mit Strukturproblemen (so genannte „Ziel 2 – Gebiete“) zur Verfügung gestellt hat. AGENDA 21 Projekte, die in Kommunen außerhalb dieser Ziel 2 – Gebiete liegen, unterstützt die Landesregierung in diesem Jahr mit insgesamt 350.000 DM. Damit wollen wir das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, der Unternehmen, Verbände und Initiativen in den Kommunen fördern. Bezuschusst werden konkrete und zeitlich begrenzte Projekte. Voraussetzung für die Förderung ist, dass in gleicher Höhe (50 %) kommunale Mittel eingesetzt werden. Die Höchstgrenze der Förderung für ein Projekt beträgt 50.000 DM. Bei der Entwicklungszusammenarbeit der Landesregierung nutzen wir die Bürgernähe des Landes, denn hier liegt unser komparativer Vorteil gegenüber dem Bund und der EU. Die AGENDA 21 als umwelt- und entwicklungspolitisches Schwerpunktthema der Landesregierung ist eine gute Basis, um Aktivitäten im In- und Ausland bürgernah zu verknüpfen.

Ich möchte Sie deshalb ermutigen, diese gemeinsame Arbeit fortzusetzen und die Arbeit der heute gegründeten Stiftung kreativ und phantasiereich zu gestalten.

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